Über Auffahrt machten sich dreizehn Piloten und Pilotinnen mit fünf Flugzeugen auf eine Reise um die Mittelmeerinseln Korsika, Sardinien und Elba aus der Luft zu erkunden. Was sie dabei erlebt haben, erfährst Du hier im Reisebericht!
Wetterentwicklung und -prognose
Die Tage vor dem geplanten Flyout waren von Nässe geprägt, der Pistenstatus in Schupfart hatte sich sukzessive verschlechtert. Die Verlegung der Flugzeuge vor dem Flyout wurde unter den Crews diskutiert, um mit dem entsprechend hohen Abfluggewicht ab Schupfart kein Risiko einzugehen. Schliesslich wurde die KMF für eine Kontrolle nach Basel geflogen, die SDJ ins Birrfeld und die drei Archer PBH, PBV sowie PUB nach Grenchen.
Flexibilität ist gefragt
Doch beginnen wir von vorne: Unter der Leitung von Martin Meiler trafen wir uns am 25. April 2024 via Teams, um die vorgeschlagenen Routen sowie Destinationen zu besprechen. Nach regem Austausch konnten wir uns auf folgende Destinationen einigen: Figari (LFKF) auf Korsika, Tortolì-Arbatax (LIET) auf Sardinien und Marina di Campo (LIRJ) auf Elba.
Einige Tage vor dem Abflug erhielten wir die Nachricht, dass wir in Figari kein PPR erhalten werden, weil der Flugplatz aufgrund der Feiertage bereits ausgebucht war. Deshalb entschieden wir uns, 15 NM nördlich in Propriano (LFKO) an der Westküste Korsikas zu landen. Wir mussten die bereits gebuchten Unterkünfte stornieren und eine neue Übernachtungsmöglichkeit suchen. Glücklicherweise wurden wir in Propriano bald fündig. Dazu wurde der Luftraum über Tortolì-Arbatax während den Feiertagen vom Militär genutzt und war deshalb für die Zivilluftfahrt gesperrt. Dank des grossen Einsatzes von Martin erhielten wir in Olbia (LIEO) das PPR und konnten fortan mit den Flughäfen Propriano, Olbia und Elba planen. Mit der Klarheit über Destinationen und Hotels ging es nun an die Feinarbeit.
Die Crews machten sich selbständig an die Routenplanung, berechneten die benötigten Fuelmengen, erstellten sorgfältig ihre Mass und Balance und organisierten den Zoll. Das gemeinsame Meteo-Briefing hielten wir via Teams am 7. Mai ab, zwei Tage vor dem geplanten Ausflug.
Crew HB-PBV: Agnieszka, Ronny und Omar
Crew HB-PBH: Roland, Karen und Martin
Crew HB-SDJ: Albert und Dominic
Crew HB-KMF: Lara und Lino
Crew HB-PUB: Uwe, Bea und Gerhard
Donnerstag, 9. Mai
Die Wetterlage in der Schweiz war am Vormittag aufgrund einer tief liegenden Wolkendecke herausfordernd, wodurch wir die Abflugzeit auf den Mittag verschieben mussten. Ein spezieller Dank geht an die Flugplatzleitung in Grenchen, welche uns kurzfristig einen ausgestatteten Raum fürs Meteo-Briefing zur Verfügung stellte.
Die HB-KMF startete am Morgen als erste Crew in Basel und legte einen Zwischenstopp in Lausanne ein. Sie berichteten uns, dass das Wetter in der Region Genfersee besser war als angenommen. Im Laufe des Vormittages flog die HB-SDJ von Birrfeld nach Grenchen und schloss sich dem Rest der Gruppe an.
Ein Anruf nach Cannes liess uns wissen, dass wir aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens gestaffelt in Abständen von 15 Minuten in Grenchen starten sollen. Aufgrund des Gegenwindes verlängerte sich die Flugzeit dieses ersten Legs um ca. 45 Minuten. Der vorherige Entscheid für einen Fuel-Stopp in Cannes war also mehr als richtig. Der französische FIS war sehr freundlich, unterstützte uns betreffend «Restricted Areas» tatkräftig und ermöglichte die eine oder andere Abkürzung. Für die einen war es die erste grosse Erfahrung mit ausländischen Controllern und somit ungewohnter Voice im Sinne von Akzenten und Dialekten.
Nach der Landung in Cannes waren wir froh, dass wir nach fast drei Stunden Blockzeit den Druck auf der Blase erleichtern konnten. Nach dem Pitstopp inklusive Erledigung der Administration und Crew Change starteten wir mit dem zweiten Leg über das Ligurische Meer nach Korsika.
Tankstopp in Cannes
Vor lauter Hitze und Schweiss am Boden in Cannes waren wir froh, dass wir unsere Schwimmwesten im Flugzeug anhatten und somit nicht ertrinken konnten.
Der Flug über das offene Meer war für einige Teilnehmende eine neue Erfahrung. Ein sauberes Scanning unter Einbezug des künstlichen Horizontes half den Crews, eine stabile Fluglage beizubehalten. In südlicher Flugrichtung entlang der Westküste Korsikas genossen wir die malerische Aussicht auf die Insel und das Meer.
Die HB-SDJ vor malerischer Kulisse
Der unkontrollierte Flugplatz von Propriano liegt im Südwesten Korsikas. Nach dem Anflug über den Strand flogen wir via Overhead in den lefthand Downwind Runway 27 ein und bereiteten nach der Landung unsere Flugzeuge für die erste Nacht vor.
Der unkontrollierte Flugplatz von Propriano: Ziel des 1. Reisetages
Mit dem Taxi fuhren wir gemeinsam ins Hotel und gönnten uns eine Erfrischung auf der Terrasse der Lobby. Nach einem gemütlichen Fussmarsch durch das Städtchen nahmen wir später im Restaurant „Le Rescator“ im Hafen Platz. Ein Teil der Gruppe ging nach dem Abendessen gut verpflegt zurück ins Hotel, während sich andere noch auf einen Spaziergang entlang des Hafens begaben.
Wohlverdienter Feierabend im Städtchen von Propriano
Freitag, 10. Mai
Am nächsten Morgen trafen wir uns nach dem Frühstück und Check out vor dem Hotel für den organisierten Shuttle zurück zum Flugplatz. Es stand ein Fotoshooting mit Crews und Flotte an, bevor die Reise weiter nach Olbia (LIEO) ging.
Der rund 30-minütige Flug bot nebst aufkommendem Feriengefühl einen gewissen Kulturschock beim Eindrehen der italienischen Funkfrequenz. Das südländische Temperament war nach der ruhigen französischen ATC gewöhnungsbedürftig. Der Sinkflug in Richtung Olbia war leicht turbulent, dennoch bot der Anflug über die Fähren im Hafen in den Downwind Runway 05 eindrückliche Bilder. Nach dem Abstellen der Flugzeuge und Ausladen des Gepäckes wurden wir von edel gekleidetem Personal in schwarzen Vans zum GA-Terminal chauffiert.
Airport-Flair in Olbia nach der Landung
Im Hotel DP Olbia angekommen bezogen wir unsere Zimmer und trafen uns für einen ersten Drink an der Poolbar. Kurze Zeit später fanden wir uns am Luna Lughente Beach im noch recht kühlen Meerwasser (17°C) wieder und genossen die warme Sonne und die frische Meeresbrise.
Beach, Sonne & Meer - So muss das!
Die vielversprechende Karte des Restaurants Mamabeach direkt am Strand veranlasste uns dazu, zum Abendessen nahezu das gesamte Angebot an frischen Meeresfrüchten zu bestellen. Als Abschluss des Tages gönnten wir uns einen Schlummertrunk in der Lounge des Restaurants und beendeten damit die abenteuerliche Etappe nach Sardinien.
Samstag, 11. Mai
Mit dem Reiseziel Marino di Campo (LIRJ) auf der kleinen Insel Elba erwartete uns ein weiterer spannender Tag in der Luft. Nach Betankung der Flugzeuge und Anlassfreigabe kämpften wir mit der zunehmenden Wärme im Cockpit. Wir stiegen in Richtung Norden entlang der Ostküste von Korsika. Der Durchflug der «Restricted Area» bei Solenzara (LFKS) wurde uns aufgrund pausierendem Militärbetrieb genehmigt. Querab vom Flughafen Bastia (LFKB) hiess es am Funk: «Look out for an Airbus 320 at your 11 o’clock position, same altitude». Der Airliner im Approach auf Bastia war kurz danach unschwer zu erkennen.
Vor der Südküste Elbas schlossen die HB-PBV und die HB-PBH für ein kurzes Air-to-Air Videoshooting zueinander auf. Selbstverständlich waren Flughöhe und -richtung zuvor abgesprochen worden.
Die HB-PBH vor der Küste Elbas
Der spektakuläre Anflug vom Meer auf die Piste 34 wurde in Angriff genommen und die Flieger auf dem gut besuchten Flugplatz nach Betankung abgestellt.
Die Crews waren auf Elba in verschiedenen Hotels untergebracht. Man traf sich nach dem Bezug der Zimmer am Nachmittag am Strand.
Oben: Top Gun in Elba; Unten: Bea und Uwe geniessen den Strand
Die Bade- und Ausruhphase war jedoch von kurzer Dauer. Die Wetterprognosen für den Rückflug nach LSZI via Sondrio (LILO) machten uns einen Strich durch die Rechnung, sodass wir den Nachmittag konzentriert mit dem Umplanen des Rückfluges beschäftigt waren. Laut Vorhersagen sollten die Alpen gegen die Mittagszeit aufgrund der zunehmenden Bewölkung unpassierbar werden. Aus diesem Grund entschieden wir uns gegen eine Landung in Sondrio und planten, direkt von Elba nach Grenchen zu fliegen. Die KMF trat eine direkte Reise nach Schupfart an, die SDJ plante Lugano als Zwischenstopp ein.
Nach abgeschlossener Planung und dem letzten kulinarischen Highlight in der «La Cantina del Mare» machten wir uns auf den Weg zurück in die Hotels für eine erholsame Nacht vor der langen Rückreise am kommenden Tag.
Sonntag, 12. Mai
Pünktlich um 09:00 Uhr öffnete am Sonntagmorgen der Flugplatz und wir konnten unsere Flugzeuge startbereit machen. Im Abstand von etwa fünf Minuten startete unsere Flotte auf der Piste 16. Mit Heading direkt nach Genua für ein Crossing der dortigen CTR genossen wir die letzten Blicke auf das Meer. Schon bald begannen wir den Sinkflug auf 1`500 ft., um unterhalb der Milano TMA (Class A) Richtung Milano Malpensa zu fliegen. Anschliessend stiegen wir erneut auf 8`500 ft. für die Überquerung des Simplonpasses. Die erwartete Wetterfront war tatsächlich eingetroffen. Die Wolkenbasis befand sich auf ca. 9`000 ft. und wir konnten den Simplonpass unter Anwendung der gelernten Alpentaktiken überfliegen.
Rückweg über die Alpen mit konvektiver Bewölkung
Wir meldeten uns bei Sion Tower für das TMA-Crossing und flogen den Gemmipass an. Auch hier fanden wir eine passende Lücke und konnten unseren Flug planmässig fortsetzen. Via Thun bereiteten wir uns auf den Anflug in Grenchen vor. Das ATIS war ausser Betrieb, jedenfalls gab es keinen Empfang, sodass uns der Kontrollturm das ATIS vorlas. Die Crew der PUB entschied sich gegen die Überquerung des Simplonpasses und flog nach Locarno.
Die Crewmitglieder mit Autos in Grenchen verliessen die Flieger und machten sich auf die Fahrt nach Schupfart. Die restlichen Crewmitglieder erledigten den administrativen Teil und bereiteten sich auf das letzte Leg zur Homebase vor. Mit der Landung sämtlicher Flieger in Schupfart endete ein erlebnisreiches und kulinarisch hochstehendes Flyout mit vielen schönen Erinnerungen.
Zum Abschluss möchten wir uns erneut bei Martin Meiler für die grossartige Organisation dieses Flyouts sowie bei allen Teilnehmenden bedanken. Der Ausflug wurde durch das Mitwirken aller Beteiligten zu einem sensationellen Erlebnis.
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